Durchfall bei Hunden

 

 

Durchfall präsentiert sich im Allgemeinen durch eine ungewöhnliche Zunahme in der Häufigkeit , dem Flüssigkeitsanteil und dem Volumen des Kotes, ausgelöst durch einen hohen Wasseranteil des Kotes.

 

Häufig reicht es aus, bei akuten Durchfallerkrankungen mit ungestörtem Allgemeinbefinden des Tieres (Schneegastritis) diätetische Maßnahmen zu ergreifen. Der Patient sollte ca. 24 h nicht gefüttert werden, bei ausreichendem Flüssigkeitsangebot (eventl. Kamillentee oder Fencheltee), und anschließend eine sehr Magen und Darm schonende Diät erhalten. Diese sieht eine Mischung aus 1/3 Magerquark oder Hüttenkäse und dazu 2/3 salzfrei gekochten Reis oder Nudeln vor. Wenn der Terminplan es erlaubt, sollte diese Diät in möglichst vielen kleinen Mahlzeiten über den Tag verteilt werden. Im Allgemeinen ist der Durchfall dann nach ein bis zwei Tagen verschwunden. Sollte dies nicht der Fall sein oder sollte sich das Allgemeinbefinden des Patienten verschlechtern, ist unbedingt ein Tierarzt aufzusuchen.

 

Futterunverträglichkeit: Immer häufiger kommt es bei Rassehunden sowie auch bei Mischlingen zu einer Futtermittelallergie welche sich mit Durchfall äussern kann. Besteht dieser Verdacht, sollte mit dem Tierarzt ein Allergietest und ein Diätfutter gesprochen werden.

Psychischer Stress: Bei unsicheren Hunden kann vorübergehender Stress zu Durchfall führen, hier helfen meist natürliche Durchfallhemmer wie Kohletabletten und eine desensibilisieren auf der Stressreaktion des Hundes

 

Viruserkrankungen: Wie bei uns Menschen gibt es auch unter den Hunden immer wieder Magen-Darmgrippen welche von Hund zu Hund übertragen werden. Bei einfachen Magen-Darmgrippen reicht eine Symptomatische Behandlung gegen den Durchfall (ev. Erbrechen), den Virus muss der Körper selbst überwinden.
Bei stark blutigem Durchfall vor allem bei Junghunden sollte man vorsichtig sein, eine Parvovirose Erkrankung kann innert kurzer Zeit tödlich enden.


Parasiten: Verschiedene Wurmarten und Einzeller können für Durchfall verantwortlich sein, vor allem bei Junghunden sollte man alle 2 – 3 Monate eine Entwurmung durchführen, bei erwachsenen Hunden welche nicht übermässig viel aufnehmen auf Spaziergängen reichen 2-3 mal im Jahr zu Entwurmen. Sollte ein Hund immer wieder zu Durchfall neigen, dann sollte eine Kotprobe beim Tierarzt zur Untersuchung gebracht werden, am besten eignet sich eine 3-Tages Kotprobe da die Wurmeier nicht alle Tage ausgeschieden werden.

 

Für den untersuchenden Tierarzt stellt die Kotkonsistenz ein wichtiges Hilfsmittel zur Diagnose dar und sollte daher vom Halter des Tieres gut beschrieben werden können.

 

Dünndarm

Dickdarm

Konsistenz des Kotes

dünn wie Wasser

dünn bis breiig

Volumen     

gewöhnlich mehr

normal bis abnehmend

Häufigkeit des Kotabsatzes

geringradig zunehmend

hochgradig zunehmend

Kotdrang (Tenesmus)*

nicht vorhanden

vorhanden

Blut im Stuhl

Melena (okkultes Blut)

erkennbares Blut

schleimiger Stuhl

nicht vorhanden

vorhanden

Gewichtsverlust

gewöhnlich

ungewöhnlich

Erbrechen

kann vorkommen

kann vorkommen

 

*der Hund "drückt" häufig, aber es kommt nichts

 

Bei chronischem Durchfall gehören Blutuntersuchungen wie Blutbild und Blutchemie sowie eine Urinanalyse zum weiteren diagnostischen Vorgehen.

 

Durchfall ist mit das häufigste Symptom bei Erkrankungen des Verdauungstraktes beim Hund.

Im Stuhl selbst können häufig Parasiten festgestellt werden,auch einzellige Parasiten (Protozoa) können leicht diagnostiziert werden. Mittels einer zytologischen Untersuchung des Kotes können Infektionserreger wie Histoplasmen und Clostridien nachgewiesen werden, aber auch entzündliche Prozesse durch Nachweis von Leukozyten. Bei schweren blutigen Durchfällen ist häufig auch eine Serologie des Kotes zum Nachweis von Parvoviren oder das Anlegen einer Kultur zur Bestimmung von Campylobacter und Salmonellen, sinnvoll.

 

Durch eine Röntgenaufnahme können Fremdkörper, Darmverschlüsse und andere die Funktion des Darmes beeinflussenden pathologischen Prozesse im Bauch gefunden werden. Häufig können Befunde erst durch Eingabe eines Kontrastmittels (Bariumsulfat) erhoben oder bestätigt werden. Im Ultraschall können Umfangsvermehrungen im Bauch besser zugeordnet und auch Veränderungen der Darmschleimhaut besser gefunden und untersucht werden.

 

Gelblicher oder okkerfarbener Stuhl kann auf eine exokrine Pankreasinsuffizienz hinweisen. Diese Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse, sie ist unter anderem auch für die Fettverdauung zuständig, kann von ihrem Tierarzt durch versenden einer Stuhlprobe an ein Speziallabor festgestellt werden. Die dort untersuchten Parameter sind Trypsin, Pankreas-Elastase, Folsäure und Cobalamin. Mit den letztgenannten Werten kann ihr Tierarzt eine bakterielle Fehlbesiedlung im Dick- oder Dünndarm feststellen.

 

Eine weitere Möglichkeit zur Diagnosestellung ist die Biopsie. Sie ist vor allem wichtig bei chronischem Durchfall, um morphologische Veränderungen festzustellen und um eine Prognose stellen zu können. Dabei ist die Endoskopie, als minimal invasive schnelle und günstige Alternative, natürlich der Laparatomie vorzuziehen.

 

Eine erfolgreiche Therapie sollte aus einer Ruhigstellung des Verdauungsapparates und einer Kontrolle und ggf. Wiederherstellung der Flüssigkeitshaushaltes bestehen. Ein weiterer Verlust von Flüssigkeit sollte unterbunden werden.

 

Bei leichtem Durchfall kann man versuchen das Problem mit einfachen Mittel in den Griff zu bekommen. Das erste was man beachten sollte ist wenn der Hund Durchfall hat ist ein Fastentag einzurichten d.h. 12 – 24h nur Wasser anbieten damit sich Magen und vor allem der Darm beruhigen können. Danach kann man den Hund langsam mit kleinen Portionen Hähnchen mit Kartoffeln oder Reis anfüttern. Ein gutes und sanftes Mittel sind Kohletabletten (bitte beachtet das es entweder extra für Tiere hergestellte Tabletten sind oder das wenn das Präparat aus der Humanmedizin kommt die Dosierung an das Gewicht des Patienten angepasst wird), Kohle bindet Giftstoffe und Wasser so dass sich die Konsistenz des Kotes in einfachen Fällen schnell verbessert.
Wichtig ist das bei Durchfallerkrankungen sehr darauf geachtet wird das der Hund genügend trinkt, da er durch den Durchfall viel Flüssigkeit verliert. Was den Hund zum Trinken animiert und auch zugleich den Mineralstoffhaushalt ausgleicht ist eine stark verdünnte Fleischbrühe.
Dauert der Durchfall länger als 2 Tage (bei einem Welpen 24h) sollte unbedingt der Tierarzt aufgesucht werden. Ist der Durchfall sehr stark, blutig und erbricht der Hund ev. auch noch, sollte auf jeden Fall Kontakt zu einem Tierarzt aufgenommen werden.

 

 

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Durchfallmedikamente auf opioid Basis (Imodium) sind bei einer bakteriellen Magen- Darminfektion ungeeignet.Zwar kann das für Menschen bestimmte Medikament gegen Diarrhoe auch bei Hunden mit Erfolg angewendet werden. Aber für einzelne Hunde bestimmer Rassen kann Loperamid, der Wirkstoff von Imodium, stark toxisch sein! Diese Tiere sind Träger eines Gendefekts im Multidrug-resistence Transporter, abgekürzt MDR1. Dieser Transporter sitzt in den Zellwänden der Blutgefässe im Gehirn und hat die Aufgabe, Toxine, die Nervenzellen schädigen, am Übertritt ins Gehirn zu hindern. Diese Barriere findet sich auch in Hoden und Plazenta. In Leber, Niere und Darm ist MDR1 für die Ausscheidung von Giften verantwortlich.  
Es sind verschiedene Medikamente als kritisch oder giftig für Träger des MDR1-Gendefekts erkannt worden. Die Toxizität ist zwar dosisabhängig, bei den meisten Wirkstoffen kann aber die normale therapeutische Dosierung, die gesunde Tiere ohne weiteres vertragen, fatal wirken. Vertreter findet man bei Herzmedikamenten und Blutdrucksenkern, einigen Antibiotika und Antimykotika, bei Immunsuppressiva, Beruhigungs- und Schmerzmitteln, Tabletten gegen Magenübersäuerung oder Erbrechen. Allerdings sind diese Medikamente nicht so toxisch wie Loperamid oder Avermectine, eine Gruppe Antiparasitica.   Langhaar-Collies und ihre Mischlinge sind häufig Träger des MDR1-Defekts; ein Drittel der Hunde dieser Rasse sind betroffen, bei den American Collies sogar fast alle. 16% der Langhaarwhippets, 6% Australian Shepherd, 2,3% der weissen Schäfer und 0,3% Border Collies sind ebenfalls reinerbige, sogenannt homozygote Träger, bezeichnet mit MDR1─/─. Insgesamt kennt man um die 30 Hunderassen, bei denen Trägerlinien vorkommen. Glücklicherweise kann heute mittels DNA-Bluttest festgestellt werden, ob ein Hund reinerbig von diesen Gendefekt befallen ist. Diesen Tieren sollte man auf keinen Fall Loperamid und gewisse Avermectine verabreichen; die übrigen Wirkstoffe sollten nur nach strenger Indikation gegeben werden. Sind Hunde heterozygot, also MDR1+/─, vererben sie zwar nach Mendel’schen Regeln einem Teil ihrer Nachkommen das defekte Gen, erkranken aber selber nicht oder nur bei hoher Dosierung.   

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Auch die routinemäßige Anwendung von Antibiotika ist bei akuten Durchfällen unnötig. Sinnvoll finden Antibiotika Einsatz bei nachgewiesenen bakteriellen Infektionen bzw. bei schweren Schädigungen der Darmschleinhaut. Hier sollen sie ein Eindringen von Infektionserregern aus dem Darm über die geschädigte Schleimhaut in den Körper verhindern.

 

Parasitosen sind natürlich entsprechend auch zu behandeln.

 

In den meisten Fällen gehen akute Durchfallerkrankungen schnell vorbei und sprechen auf eine symptomatische Therapie gut an. Chronische Diarrhoen sind teilweise langwierig zu behandeln und können den Hund zu einem Dauerpatienten machen.